Wunschleben – Vera Nentwich (Größenwahn Verlag)
WERBUNG – da vom Verlag kostenlos zur Verfuegung gestelltes Rezensionsexemplar
Anja war mal ein Mann, lebte aber im falschen Koerper. Deshalb hat Anja vor vier Jahren die Geschlechtsumwandlung, oder wie sie sagt, die Genitalkorrekturen, erfolgreich in Angriff genommen. Aeusserlich ist sie auch eine tolle Frau geworden, doch sie selber sieht immer noch viele maennliche Attribute an sich und zweifelt oft, ob andere sie auch als Frau erkennen, zumal ihre tiefe Stimme sehr maennlich klingt. Durch einen Zufall lernt sie die neu zugezogene Nachbarin Bettina kennen, und ohne dass Anja es will, zieht Bettina sie mit und in ein anderes Leben. Anja erkennt endlich, wer sie ist und was sie ist. Und sie findet in Bettina endlich eine gute Freundin, die sie so dringend benoetigt hat.
„Wunschleben“ ist ein autobiographisch gepraegter Roman. Wer Vera Nentwich kennt weiss, dass sie sich selber als „Frau mit maennlichem Migrationshintergrund“ bezeichnet. Sie weiss also sehr genau, wovon sie schreibt, wenn sie Anjas Probleme, Zweifel und auch glueckliche Momente niederschreibt. Doch auch wenn dieser Roman sicherlich autobiographische Zuege traegt, so ist er gut lesbar und hat eine fluessige Storyline. Die handelnden Personen sind authentisch, besonders Bettina ist mir mit ihrer offenen Art schnell ans Herz gewachsen. Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Anja vor dem Spiegel steht und zweifelt, und man freut sich mit Anja ueber die vielen, fuer viele sicherlich nebensaechlichen Begebenheiten, in denen sie erkennt, dass andere sie als vollwertige Frau sehen. Mit Bettinas Hilfe kann sie ihr Selbstbewusstsein staerken und einige Selbstzweifel wegwischen. Doch sie muss auch Rueckschlaege hinnehmen, die sie aber nicht mehr endgueltig aus der Bahn werfen, sondern die sie, auch wieder mit Bettinas Hilfe, nutzt, um zu wachsen.
Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und mich gut unterhalten gefuehlt. Oft musste ich schmunzeln, die Geschichte von Anjas Geburtstagsfeier hat mich geruehrt und viele Szenen haben mich nachdenklich hinterlassen. Denn wer zweifelt nicht ab und an an sich selber? Und sind diese Selbstzweifel wirklich noetig? Der Roman ist sicherlich keiner, den man „mal eben“ durchliest und dann wieder vergisst, sondern einer, der haengenbleibt und den man sicherlich auch mehrfach lesen moechte.
Vielen Dank an den Größenwahn Verlag für das kostenlose Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde dadurch jedoch nicht beeinflusst.
Fuer dieses Buch gebe ich sehr gern 5 Sterne und eine Leseempfehlung.