Schokokuss trifft Mauerblümchen – Corinna Kohfink

Friederike ist 36, Single ohne Beziehungserfahrung, Mobbingopfer und ohne jegliches Selbstbewusstsein. Deshalb lebt sie zurückgezogen in ihrem Traumhaus, pflegt nur zu ihrem älteren Nachbarn und ihrer Schwester samt Familie eine engere Beziehung und hat ansonsten, so meint sie, keine Freunde. Zwar ist sie eine erfolgreiche Autorin, doch da sie unter Pseudonym schreibt (das nicht mal ihre Schwester kennt), steht sie nicht in der Öffentlichkeit. In ihrer Kindheit und Jugend war sie ständig ein Mobbingopfer, dadurch hat sie den Glauben daran verloren, dass jemand ihr wirklich etwas Gutes will. Stets sucht sie das Negative in den Gedanken und Handlungen der Menschen.

Ihre einsame Idylle wird vermeintlich zerstört, als Dennis ins Haus nebenan einzieht, samt Hund Maisie. Friederikes Nichten, die einzigen, die Zugang zu ihr finden, sind vom Nachbarshund sofort begeistert. Friederike muss über ihren Schatten springen, um weder den Nichten noch dem Nachbarn vor den Kopf zu stoßen. Doch nach und nach entdeckt sie, dass der Kontakt zu Fremden gut und heilsam sein kann.

Wieder ist Corinna Kohfink ein wunderbarer Roman gelungen. Oft konnte ich Friederikes Gedanken und ihr Misstrauen gut nachvollziehen. Die Entwicklung dieser Protagonistin ist in eine zauberhafte Liebesgeschichte verpackt, denn auch Dennis hat sein Päckchen zu tragen, wie Friederike irgendwann feststellen muss. Diese Entwicklung ist für den Leser von Beginn an logisch und nachvollziehbar.
Auch Dennis ist ein durch und durch gelungener Protagonist, mit dem ich mich sofort anfreunden konnte.

Die Autorin hat einen unvergleichlichen Schreibstil. Sehr leicht und flüssig, aber dennoch sehr tiefgründig und zum Nachdenken anregend. Ein Wohlfühlroman, der einhüllt, der ein warmes Gefühl hinterlässt und bei dem man das Gefühl hat, schnell Teil der Geschichte zu sein. Man möchte Friederike an die Hand nehmen und ihr ihre Ängste nehmen. Man möchte Dennis trösten und ihn ob seiner Feinfühligkeit loben.

Von mir gibt es sehr verdiente fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Der Roman hat keinen ausgeprägten Spannungsbogen, im Prinzip ist relativ schnell klar, in welche Richtung es geht – aber genau diese Entwicklung macht die Geschichte so lesenswert und spannend.

Zitronen zum Frühstück – Corinna Kohfink

Wenn dieser Roman ein Musikstück wäre, würde meine Beschreibung wie folgt lauten:
In dunklen Molltönen beginnend, rutscht das Stück in tiefe Töne ab, um dann wie Phönix aus der Asche in einer hellen Dur-Melodie fortzufahren. Fröhliche Klänge, ab und an unterbrochen von kurzen Sequenzen in Moll, enden in einem fulminanten Finale.

Marita fühlt sich in ihrer Ehe und als Mutter gefangen. Nie kann sie es Mann und Tochter recht machen. Und dann stirbt auch noch ihr einziger Halt im Leben, ihre Tante Lotta. Diese vererbt ihr Geld und einen Auftrag: eine Italienreise zu machen und Stationen von Lottas einstiger Reise zu besuchen.
Auf dieser Reise findet Marita zu sich selbst und trifft viele interessante Menschen, die ihre eigene Entwicklung bewusst und unbewusst fördern. Auch den Weg, sich selbst zu lieben und einen anderen Menschen vorbehaltlos zu lieben, lernt Marita auf dieser Reise.

Dies war mein erstes Buch der Autorin, aber ganz sicher nicht ihr letztes. Sie hat ein wunderbares Talent, eine Geschichte großartig zu erzählen, ohne in Kitsch abzudriften. Dieser Roman war für mich ein richtiges Wohlfühlbuch. Krankheitsbedingt fällt es mir eigentlich schwer, ein Buch relativ zügig zu lesen. Doch dieses hier ist so leicht geschrieben, dass ich es nicht zur Seite legen mochte. Neben der wirklich wunderbaren Handlung (die Szene mit Pinocchio hat mich unglaublich berührt), hat die Autorin es geschafft, mich mit ihrer Beschreibung der einzelnen Orte in ihren Bann zu ziehen. Ich habe tatsächlich Lust bekommen, diese Reise nachzuvollziehen und bin sicher, viele dieser Orte tatsächlich so vorzufinden.

Bei aller Leichtigkeit ist dieses Buch jedoch alles andere als oberflächlich. Oft habe ich Sätze nachwirken lassen und über mein Leben nachgedacht.

Wer also ein Buch zum abtauchen sucht, in dem eine gute Portion Liebe nicht fehlt, das mit unglaublicher Leichtigkeit trotz zum Teil schwieriger Szenen zu lesen ist, dem möchte ich diesen Roman von ganzem Herzen und mit strahlenden fünf Sternen ans Herz legen! Selten hat mich ein Buch so mitgerissen wie dieses!