Schwesternzeiten – Anke Schläger
Merle und Hannah sind Zwillinge, zwischen denen jedoch Funkstille herrscht. Doch nachdem ein Unfall ihre Oma Sophie ins Krankenhaus bringt, raufen beide sich gezwungenermaßen zusammen, um den kleinen Hof mit den Tieren zu versorgen, den Oma zurücklassen musste. Nach und nach erfahren sie, dass auch ihre Oma sich mit ihrer Zwillingsschwester, die nach Kroatien gezogen ist, überworfen hat. Doch diese Funkstille dauert schon mehrere Jahrzehnte. Sophie weiß noch nichtmal, ob ihre Schwester überhaupt noch lebt – aber zum Suchen fehlt ihr der Mut.
Nach einigem Hin und Her beschließen Merle und Hannah, nach Kroatien zu reisen, um Ida zu finden. Auf dieser Reise finden sie endlich auch wieder zueinander, nachdem sie mit Erschrecken festgestellt haben, wie verbittert Oma und Tante geworden sind.
Dieser Roman ist keiner, den man mal eben schnell wegliest. Denn er regt immer wieder zum Nachdenken an. Gibt es Situationen, die man anders hätte lösen können? Streitigkeiten, die man eigentlich schon längst hätte beseitigen können? Wie schnell gibt es vielleicht keine Gelegenheit mehr zu einer Aussprache.
Die Autorin hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Nach und nach kann man die Figuren besser kennenlernen, ihre Denkansätze nachvollziehen und ihre Sorgen verstehen. Manchmal möchte man sowohl die jungen als auch die alten Zwillinge schütteln und zur Vernunft bringen, aber wenn man dann wieder an die Realität denkt, begreift man, wie gut die Autorin hier geschrieben hat.
Nicht nur die Zwillinge sind als Protagonisten sehr interessant, auch die übrigen Figuren sind sehr lebensnah dargestellt.
Neben der spannenden Geschichte lernt man außerdem noch einiges über den Balkankrieg und seine Folgen, sowie über die Differenzen, die per se zwischen Kroaten, Bosniaken und Serben herrschen.
Das Buch ist zwar in sich abgeschlossen, hinterlässt aber genug Platz für Spekulationen und einen Folgeband. Mich würde jedenfalls brennend interessieren, was aus Ida und Sophie und Merle und Hannah geworden ist. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und sehr gern fünf Sterne.
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